CHRONIK

CHRONIK

Die meisten Märchen beginnen mit dem Satz „Es war einmal…“, und so beginnt auch die Geschichte der Segelkameradschaft Leopoldshafen. Es waren einmal zwei Baggerseen in Leopoldshafen, an denen sich Mitte der 60er Jahre eine lebhafte Freizeitaktivität entfaltete. Schon bald wurde neben dem Schwimmen im sauberen Wasser unserer Seen mit allen möglichen und unmöglichen Geräten herumgeschippert. In erster Linie waren dies Schlauchboote oder kleine –teilweise selbst gebaute- Segelboote. Da keiner der sogenannten Segler irgendwelche Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte, fanden sich Grüppchen zusammen, in denen die ersten Eindrücke mit dem „neuen Sport“ ausgetauscht wurden.

Nachdem der Damm zwischen beiden Seen durchgebaggert war, entstand eine Wasserfläche, auf der das Segeln schon Spaß machen konnte. Dies wurde sehr schnell auch von Seglern aus dem Raum Pforzheim erkannt, die sich am Baggersee einnisten wollten. Darauf entstand große Aufregung unter den einheimischen Seglern. Nach Fühlungnahme mit den umliegenden Vereinen, in erster Linie mit dem Anglerverein Leopoldshafen und dem Ruder- und Kanuclub Bruchsal, kam man zu dem Schluss, einen eigenen Verein zu gründen, denn nur vereint ist man stark ! Dies wurde tatkräftig unterstützt vom damaligen Bürgermeister Uebelhör, wobei die Gemeinde Wert darauf legte, dass es sich um einen Ortsverein handeln müsse.

So trafen sich 13 Segler am 10. Mai 1968 in der Rheinhalle Leopoldshafen, beschlossen die Gründung eines Vereins mit dem Namen „Segelkameradschaft Leopoldshafen“ und wählten einen 5-köpfigen Vorstand, der die Verhandlungen mit der Gemeinde über die Segelrechte am Baggersee führte.
Es wurde ein Vertrag abgeschlossen, der es der Segelkameradschaft gestattete, maximal 25 Boote auf dem Baggersee zu betreiben, wobei Bedingung war, dass außer den bei der Gründung bereits im Verein befindlichen Mitgliedern nur Segelkameraden aus Leopoldshafen eine solche Lizenz bekamen. Als Vereinsgelände wurde uns das Gebiet östlich des damaligen Kieswerks Hauf zugewiesen. Es bestand aus einem steinigen Uferstreifen, der so schmal war, dass eine Steganlage oder gar ein Aufenthaltsraum zunächst nicht errichtet werden konnten. Jedoch unter tatkräftiger Mitwirkung des damaligen Kerntechnischen Hilfszuges und des Kernforschungszentrums wurde das Gelände planiert und teilweise durch Anschütten verbreitert. In Eigenarbeit wurde es dann eingezäunt und mit Büschen und Bäumen bepflanzt. Die Bootseigner bauten sich kleine Stege, deren Konstruktion teilweise recht abenteuerlich war. Dass diese „Behelfsstege“ auf Dauer keinen Bestand haben würden, war klar. Also sann man auf Abhilfe.

Ein Schrotthändler, der zufällig auch Wassersportler war, hatte ein Herz für uns. Er verkaufte uns für einen Spottpreis einen voll verzinkten, auseinander geschraubten Gittermast des Badenwerks. Bei Eis und Schnee transportierten wir ihn ab und brachten ihn ins Kernforschungszentrum, wo die dort beschäftigten Segelkameraden in ihrer Freizeit eine Steganlage daraus bauten. Nach etwa 2000 Arbeitsstunden konnte sie im Frühjahr 1971 zu Wasser gelassen werden. Sie ist heute noch teilweise in Gebrauch.

Nachdem man anfänglich nur so herumgesegelt war, kam es bald zu Vereinsregatten, an denen fast alle Mitglieder teilnahmen. Es wurde gesegelt, egal bei welchem Wetter. Kenterungen und Mastbrüche waren an der Tagesordnung. Nach einigen Jahren wagten sich die ersten Segelkameraden, insbesondere mit frisch erworbenem A-Schein, zu auswärtigen Regatten. Hier belächelte man die „Bauernsegler“ anfangs teilweise. Doch bald zeigten die Leopoldshafener, dass sie auch segeln konnten und vor allem bei jedem Wind und Wetter mitmachten. Durch die nun entstandenen Kontakte nahmen auch die Nachbarvereine an unseren Regatten teil. Hauptsächlich in der Korsarenklasse kam es zu reger auswärtiger Beteiligung auf unserem Wasser. Das schöne, saubere Gewässer und die Gastfreundschaft der Segelkameradschaft machten die Regatten auch überregional attraktiv, so dass zeitweilig 40 Boote daran teilnahmen.

Mitte der 70er Jahre änderten sich leider die Verhältnisse am Baggersee erheblich. Der Privatbesitzer erhob Ansprüche auf das von ihm gepachtete Schwemmland, und eines Tages begann man auf unserem Gelände wieder zu baggern. Mittlerweile war auch die Mitgliederzahl des Vereins erheblich gestiegen. Wir erhielten ein neues, diesmal gemeindeeigenes, Gelände am Südzipfel des Baggersee zugewiesen, auf dem sich heute unser Clubhaus befindet, mit der Auflage, dort ein Bootshaus zu errichten.
1977 zogen wir auf das neue Gelände um. Es war noch eine reine Wildnis. Mit Hilfe einer Reihe von Sponsoren wurde das Gelände planiert und für die Bootslagerung hergerichtet. Der inzwischen erweiterte alte Steg wurde zum neuen Platz geschleppt. Das neue Gelände und die gewachsene Wasserfläche boten uns nun auch bessere Möglichkeiten, überregionale Regatten auszurichten. Zu den bisherigen Bootsklassen Koralle, Korsar und Vaurien und einer Anzahl anderer kleiner Boote kamen nun die 470er, Sailhorse, Kielzugvogel und Yngling dazu. Die Aufnahme von Mitgliedern mit nicht regattafähigen Booten wurde vom Vorstand weitgehend verhindert.

Für die Kielboote wurde bald ein Drehkran mit 700 kg Tragkraft errichtet, der nun auch Schwerpunktregatten dieser Bootsklassen möglich machte.

Neben dem Freizeit- und Regattasegeln auf Binnengewässern interessierte sich eine Anzahl von Vereinsmitgliedern für das Küsten- und Hochseesegeln. Sie erwarben die dafür erforderlichen Patente und seither regelmäßig auf eigenen oder Charteryachten, vor allem bei Urlaubstörns, die Ostsee, das Mittelmeer und die Karibik.

Im Jahre 1982 wurde mit dem Bau des Vereinsheims begonnen. Mit viel Eigenarbeit, Zuschüssen der Gemeinde, des Badischen Sportbundes und vieler Sponsoren konnten wir 1985 das Clubhaus einweihen. Bis zur Einweihung des Hauses war die Mitgliederzahl auf 90 gestiegen. Es durften nun auch Auswärtige dem Verein beitreten.

Die Konzeption des Hauses hat sich bewährt, Insbesondere die gute Anpassung des Hauses an die Umgebung des Baggersees und die naturnahe Gestaltung des Geländes werden gelobt. Um die Teilnehmer an Veranstaltungen besser bewirten zu können, wurde im Jahr 2000 die bisherige provisorische Küche durch eine erweiterte und funktional optimierte Küche ersetzt. Gleichzeitig wurde die Heizung für das Clubhaus modernisiert und erweitert.

Schon früh engagierte sich die Segelkameradschaft in das örtliche Vereinsgeschehen. Sie beteiligte sich viele Jahre in der Faschings-AG mit eigenen Veranstaltungen, ist Mitglied des Ortskartells und beteiligt sich am Straßenfest und wohltätigen Aktivitäten dieser Gemeinschaft.

Seit langem wird die Jugend im Verein mit Vorrang gefördert und erhält dabei die Unterstützung der Gemeinde. Vereinsinterne Trainer und Helfer bieten den mehr als 40 Jugendlichen eine fundierte seglerische Ausbildung und weitere Freizeitaktivitäten.

Beginnend mit dem Segeln im Optimisten, werden die Kinder an unseren Sport herangeführt. Später können sie dann auf eigenen oder vereinseigenen Booten anderer Klassen ihr Können erweitern. Jedes Jahr findet eine überregionale Optimisten- und Teeny-Regatta mit mehr als 60 Teilnehmern statt. 1998 wurde der Verein mit der Ausrichtung der Landesjüngstenmeisterschaft für Optimisten und Teenys beauftragt und führte diese Großveranstaltung souverän durch.

Jugendliche und Erwachsene der SKL nehmen an hochrangigen Regatten in ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern teil und erreichen in den Bootsklassen Optimist, Europe, 420er, 470er, Kielzugvogel und Yngling beste Platzierungen.

Neben der Ausbildung der jungen Segler führt die SKL in jedem Jahr einen Ausbildungskurs für den Führerschein Binnen durch. Bisher legten über 100 Segelfreunde nach diesen Kursen ihre Prüfung vor einem DSV-Prüfungsausschuss ab.

Durch die Mitarbeit von SKL-Mitgliedern in den Organisationen des DSV, des LSV-BW und des BSB hat der Verein weit über den Nahbereich hinaus ein hohes Ansehen gewonnen.

Bei Fortführung dieser vielfachen Aktivitäten wird die Segelkameradschaft auch in Zukunft immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel haben

Wilhelm Hempelmann